“Vom Ende der Klimakrise” – Aus dem Klassenzimmer hinaus in die Zukunft blicken

Beitrag von Juliette Lerch (Klasse 10)

“Die Klimakrise ist nicht etwas, das wir alleine angehen können. Es ist nicht etwas, das wir an der Supermarktkasse ändern können.” 

–  Alexander Repenning (31. März 2023) 

Können wir der Klimakrise ein Ende setzen? Dies ist die dringendste und aktuellste Frage unserer Zeit. Wie kann in einer Gesellschaft, die scheinbar so wenig Interesse an ihrer eigenen Zukunft und an der Zukunft ihrer späteren Generationen haben, eine Veränderung stattfinden? An wen können wir uns richten, wenn wir uns nicht gehört und verstanden fühlen? 

Am 31. März 2023 durfte die GISB die Autoren des Buches “Vom Ende der Klimakrise. Eine Geschichte der Zukunft” empfangen. Luisa Neubauer und Alexander Repenning sind zwei Klimaaktivisten aus Hamburg, die seit Veröffentlichung ihres Buches 2019 eine große Bandbreite von Menschen erreichen konnten. Mit ihrer neulich veröffentlichten englischen Übersetzung erhoffen sie sich umso mehr, an ein neues Publikum zu gelangen. 

In einer moderierten Veranstaltung im Klassenraum der zehnten Klasse stellten Alexander Repenning und Sabine von Mering (Übersetzerin) sowie Luisa Neubauer, die virtuell zugeschaltet war, ihr Buch vor. Anschließend bekamen die Zehntklässler die Möglichkeit ihr gemeinsames Projekt zu dem Buch zu präsentieren. Bei dem Projekt handelt es sich um eine selbst erstellte Webseite, die durch mehrere Unterseiten die unterschiedlichen Krisen des Klimawandels darstellt. Auf diesem Weg kann die Komplexität der Klimakrise abgebildet und für ein größeres Publikum verständlich gemacht werden. 

Während der Veranstaltung kamen von den Schüler:innen einige Fragen auf, welche in einer offenen Fragerunde beantwortet werden konnten. 

Wiederholt kam die Frage auf, was gemacht werden kann, wenn man das Gefühl hat, dass die Politik nicht kooperieren will? Es entsteht bei den Leuten schließlich das Gefühl, dass die eigenen Bemühungen keinen Unterschied machen. Was kann dagegen unternommen werden?

Die Antwort der Autoren war verständnisvoll. Die Frage sei nachvollziehbar, doch es sei vor allem wichtig, dass wir uns nicht in den Demütigungen verlieren würden. Wir sollten uns bewusst machen, wo schon Veränderungen stattgefunden haben. Es gäbe schon viele Schritte in die richtige Richtung, welche allerdings oft von den schlechten Schlagzeilen überdeckt würden. Wir hätten grundsätzlich eine große Macht als Gesellschaft, wenn wir nur die Augen aufmachten. 

Eine weitere Frage war, inwiefern es sinnvoll sei, sich im Alltag für klimafreundliche Optionen zu entscheiden? 

Die Antwort zu dieser Frage war ausgesprochen deutlich: Als Bürger:innen hätten wir natürlich eine gewisse Macht, die wir ausnutzen müssten. Durch beispielsweise Proteste könnten wir Druck gegen die Politik aufbauen, denn Ziel sei es, die Strukturen in sehr vielen Bereichen zu verändern. Dazu müsste aber unter anderem der ökologische Fußabdruck jeder Person stark verringert werden. Zudem käme es oftmals in der Bevölkerung zu einer sogenannten “Kognitiven Dissonanz”. Dies sei ein Gefühlszustand, der dann entstehe, wenn das eigene Verhalten und die Werte nicht miteinander übereinstimmen oder wenn man zwei widersprechende Einstellungen hat. Ein Beispiel dafür sei der Wille zum umweltfreundlichen Handeln, obwohl man trotzdem mit dem Auto zur Arbeit fährt. 

Zu der Frage, wie man mehr Leute dazu bringen kann, sich mit der Klimakrise zu beschäftigen, lautete die Antwort: Es sei eine Herausforderung, sich von den Schlagzeilen zur Klimakrise nicht lähmen zu lassen. Die Kommunikation der Informationen zur Klimakrise an alle Gruppen sei maßgebend und neue, kreative Wege dafür seien notwendig.  

Aus der Fragerunde kann zusammenfassend festgehalten werden, dass bei den Schüler:innen große Sorgen in Hinsicht auf ihre Zukunft auftreten, welche von der Klimakrise beeinflusst sind und mit Hoffnungslosigkeit und Beunruhigung einhergehen. Insofern müsse mehr Aufmerksamkeit auf die Klimakrise gerichtet werden, um die Wissenslücken bei den Menschen zu schließen und auf diese Art zum Handeln zu bringen. Die Klimakrise ist nicht etwas, das wir an der Supermarktkasse ändern können. Wir müssen uns zusammentun, um als Gesellschaft Druck aufzubauen. Nur so können Veränderungen stattfinden, um eine bessere Zukunft zu ermöglichen. 

Interview mit Alexander Repenning

In dem anschließenden Interview mit Alexander Repenning und Luisa Neubauer wurde mir klar, dass eine bestimmte Haltung gefordert ist, um eine Veränderung zu ermöglichen. Sie nennen sich Possibilisten. Der Possibilismus hat, anders als der Optimismus und Pessimismus, keinen lähmenden Einfluss auf die Menschen, sondern bewegt sie zum Handeln. Denn sowohl der Optimismus als auch der Pessimismus können zur Bequemlichkeit verleiten und zum Nichthandeln führen, da man in beiden Fällen “einfach andere machen lässt”. Der Possibilismus ermöglicht die Sichtweise darauf, zu erkennen wie groß die Herausforderungen sind und dass es wahnsinnig schwer wird, diese Dinge zu verändern. 

Im Folgenden werden mehrere einzelne Abschnitte aus dem Interview wiedergegeben: 

Glauben Sie, dass eine dystopische Zukunft mit den momentanen Fortschritten in der Politik und Gesellschaft zu erwarten ist?

Ja, leider ist es etwas, worauf wir uns einstellen müssen. Einige Dinge werden in der Zukunft immer schlimmer werden, ebenso wie Katastrophen, die natürlich schmerzhaft sein werden. Gleichzeitig bin ich aber als Possibilist hoffnungsfroh, denn Hoffnung ist das, was dir die Kraft gibt, aufzustehen, wenn alle sitzen bleiben. Ich weiß, dass die Veränderungen, die wir sehen müssen, um auf einem gerechten, lebenswerten Planeten zu leben, möglich sind . Es wird sich aus klimatischer Sicht verschlimmern, wenn wir nicht jetzt handeln. Wir haben aber als Gesellschaft in der Hand, wie wir damit umgehen und die Menschen schützen und unterstützen, die von der Klimakrise am stärksten betroffen sein werden, jedoch häufig am wenigsten dazu beigetragen haben. 

Was löst die Untätigkeit und das Desinteresse mancher Menschen an der Klimakrise bei Ihnen aus?

Manchmal ist es frustrierend zu sehen, dass es den Menschen scheinbar egal ist. In vielen Fällen haben die Menschen mit vielen Herausforderungen zu kämpfen, wobei diese globale Frage sehr weit weg scheint. Daher ist es erstmal verständlich, wenn die Menschen nicht verstehen, was die Klimakrise mit ihnen zu tun hat und warum sie ihr Leben ändern sollten, wenn sie es so eigentlich gerne mögen. Wie können wir den Menschen klarmachen, dass wir in ein paar Jahren vielleicht schon in einer ganz anderen Welt leben werden, wenn wir das nicht ernsthaft angehen? 

Es löst manchmal Frustration aus, aber manchmal auch eine Erinnerung daran, warum wir das alles machen müssen. Es gibt aber so viele Menschen, denen es jedoch nicht egal ist und die einen Unterschied machen wollen. An diese Menschen muss man sich dann wenden.  

Wie kann als Gesellschaft etwas Größeres bewegt werden? Wie genau kann denn der Druck aufgebaut werden, eine komplette Struktur zu ändern und eine Klimarevolution, wie Sie sie im Buch genannt haben, zu starten?

Es ist klar, dass es eine Vielzahl von Akteuren braucht, um diesen Druck aufzubauen. Es ist für jede Bewegung immer wieder eine Herausforderung, Wege zu finden, die funktionieren. Es ist wichtig zu verstehen, dass ein Protest an jedem Ort anders aussieht und viele Leute vor Ort braucht.

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